Hasan macht mir wieder Mut!

Ich hätte eigentlich unterwegs aussteigen und an einer der vielen Tankstellen einfach Luft in den Reifen lassen können. Aber ich konnte gerade nicht mehr. Glücklicherweise haben mich die zwei Fahrer gut unterhalten und etwas aufgemuntert. 

In Aksaray fuhren sie mich auch gleich noch zu einer kleinen Werkstatt, wo der Mechaniker sich auch gleich am Reifen zu schaffen machte. Normalerweise mache ich das ja selbst, aber in dem Moment war mir das egal und ich ließ ihn einfach mal machen. Am Ende kaufte ich ihm noch eine äußerst günstige Luftpumpe ab und fuhr wieder weiter.

An meinen weiteren Plänen änderte sich aber nichts und so ging es in Richtung des Hasan Dagis weiter. Und wie es das Glück der letzten Tage vermuten ließ, war dieser natürlich in Wolken gehüllt und ich konnte auch daraus keinen wirklichen neuen Mut schöpfen. Viele Erlebnisse der letzten Tage und Wochen zogen mich immer weiter herunter und da machte es ein Wolkenverhangener 3.000er, auf den ich mich so gefreut hatte, nicht besser. 

Ich hoffte aber dennoch, dass es mit dem Wetter zumindest nicht schlechter wird. Es gibt einen schönen Aufstieg, wo ich mit dem Rad ungefähr bis zur Hälfte komme und von dort aus wäre eine Wanderung auf den Gipfel sehr schön gewesen.

Entmutigendes Bild auf dem Weg zum Hasan
Es braute sich etwas zusammen

Natürlich zogen sich die Wolken wieder zusammen und als ich in Helvadere ankam, der Stadt am Fuß des Berges, war mir bewusst, das wird ein Gewitter. Mit hängenden Schultern fuhr ich also wieder ein Stück zurück und baute mein Zelt auf und wie erwartet, zog ein schweres Gewitter auf. 

Als ich am nächsten Morgen aufwachte und eigentlich mit dem Schlimmsten rechnete, waren die Wolken verzogen und ich hatte einen klaren Himmel und freie Sicht auf den wunderschönen erloschenen Vulkan, den Hasan Dagi. 

Der nächste Morgen, was für ein Anblick!

Dieser Anblick war schließlich der Wendepunkt meiner Gefühle. Das erste Mal seit ich in der Türkei angekommen bin, wusste ich wieder, warum ich diese Art zu Reisen gewählt hatte. Sicherlich gab es auch schöne Ereignisse und Landschaften, aber dieser majestätische Anblick, nach den schweren letzten Wochen, toppte einfach alles. 

Frohen Mutes ging es weiter

Den Plan zur Besteigung ließ ich fallen, da es nach dem Frühstück schon wieder zu spät war. So ging es weiter, tiefer rein in den Bereich Kappadokien und fuhr mal wieder Schotterpisten, bis ich in Uzunkaya ankam, wo ich zum ersten Mal an einem in den Berg gehauenen Dorf vorbeigefahren bin. Schon ein schöner Anblick. 

Einsame Schotterpisten
Unterirdische Stadt bei Uzunkaya

Weiter ging es nach Selime, wo ich schon von weitem die Feenkamine bewundern konnte  und auch mal näher hin fuhr. Jedoch waren diese Teilweise noch bewohnt oder wurden für landwirtschaftliche Zwecke genutzt, so dass überall Wachhunde waren und mich vertrieben.

Außerhalb der Stadt kam ich an der Kathedrale von Selime vorbei, wo ich, noch völlig begeistert von der Landschaft und den Strukturen der Dörfer, zum ersten Mal auf der Reise Eintritt zur Besichtigung bezahlte. Ganz ehrlich: war schön und interessant, hätte ich im Nachhinein aber ausgelassen. 

Feenkamine in Selime
Steinformationen Selime
Kathedrale von Selime

Von hier aus fing auch der Ihlara Canyon an. Ich wäre gerne durchgefahren und angeblich gibt es ein paar schöne Plätze zum Campen in der Schlucht, aber ich fand keine mit dem Fahrrad befahrbare Einfahrt, darum ging es an der Straße weiter. 

An diesem Abend stellte ich mein Zelt auf einem Aussichtspunkt in Ihlara auf. Über die Nacht zog das Wetter nochmal richtig zu und es wurde ekelhaft kalt. So fuhr ich, dick eingepackt, auf der anderen Seite der Schlucht weiter Richtung Yalman und dort auf die Autobahn. Das Wetter klärte auch den ganzen Tag nicht auf. Es regnete zwar nicht, blieb aber den ganzen Tag erschreckend frisch, dafür, dass ich die Tage zuvor meistens noch im Shirt geschwitzt hatte. 

Blick auf Yaprakhisar
Die Ihlara Schlucht

Ich hätte an diesem Tag noch ohne Probleme weiter bis nach Göreme fahren können, den berühmten Ort, wo die Heißluftballons aufsteigen. Doch wäre das relativ spät geworden und ich wollte doch, wenn ich schon mal dort bin, Ausschau nach einem schönen Platz mit guter Aussicht halten. Darum machte ich am frühen Nachmittag schon kurz nach Acigöl, an einem komplett ausgetrockneten See, namens Kurugöl halt.

Drübes und saukaltes Wetter für den Rest des Tages