Kurz vor Kroatien, nach Ptuj, änderte sich nach und nach meine grobe Fahrtrichtung von Osten, nach Süden. Dadurch hatte ich von einem auf den anderen Moment Rückenwind. Zufälligerweise schlug zu dem Zeitpunkt auch allgemein das Wetter um und nach einem kurzen, aber intensiven Regenschauer waren es plötzlich 27 Grad.
Aufgrund des guten Wetters bin ich auch gut voran gekommen und nach 50km in Kroatien gefahren und hab auch sogleich einen guten Zeltplatz gefunden. Neben einer Autobahnauffahrt auf einer frisch gemähten Wiese, inklusive kleinem Bächlein zum Waschen und Spülen. Das einzige Problem hier waren Zecken, und das in großer Menge. Als ich nach zwei Stunden des Lesens und Essens ins Zelt gegangen bin, konnte ich mir fünf Zecken von Knien und Beinen herausziehen.
Dennoch war es eine angenehme Nacht, auch wenn das Zelt knapp 100m neben der Autobahn aufgebaut war. Ich hab den Vorteil einfach einschlafen zu können, egal ob da Geräusche neben mir sind. Sollte es doch mal schlimmer sein, was zum ersten Mal in Serbien vorkommt, reicht es mir eigentlich aus, Kopfhörer ins Ohr zu stecken und kurz darauf bin ich weg.
Am nächsten Morgen habe ich dann fast überrascht festgestellt, dass es bis zu meinem ehemaligen Arbeitskollegen nur noch 130km sind. Wieder einmal dachte ich mir: Marcus, teil die Strecke auf, du hast doch keine Eile. Aber richtig fetter Rückenwind von früh bis Abends hat mir da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Um knapp zwei Uhr bin ich bereits an meinem vermeintlichen Ziel angekommen. Es stellte sich nur heraus, dass ich leicht falsch war, da Kroatien in dem Bereich, die Zuteilung der Postleitzahlen geändert hat, so dass das eigentliche Ziel nochmal 15km weiter war, in die gegensätzliche Richtung. Plötzlich wurde aus dem enormen Rückenwind, ein ebenso enormer Gegenwind, so dass ich für die 15km noch über eine Stunde benötigte.
Über den Weg an diesem Tag lässt sich nicht gerade viel erzählen, außer, dass ich den Drauradweg, auf Seiten von Kroatien, nicht empfehlen kann. Der Weg geht fast durchgehend nur geradeaus und hat fast keine Höhenmeter. Landschaftlich fährt man in einer Ebene entlang, hat ab und zu, an der Hauptstraße angeperlte Dörfer und Städte, deren einzigen Unterschiede ein paar mehr Seitenstraßen, zusammen mit einer Kirche und Supermärkten sind. Da ich schon öfter in Kroatien war, weiß ich, dass es weitaus interessantere und schönere Gegenden gibt, aber der östliche Bereich, den ich hier gefahren bin, kann ich nicht empfehlen.
Aber wieder zurück zu dem Punkt wo ich stehen geblieben bin. Nach der quälenden Stunde bin ich schließlich bei meinem Kollegen angekommen. Nach einer freundlichen Begrüßung wurde ich in einem Hotel in der nähe einquartiert, wo wir zusammen auch noch gut zu Abend gegessen haben. Dazu sei zu sagen, in der kroatischen Küche sind die Portionen weitaus üppiger als wie in Deutschland und das Essen war echt super. Am nächsten Vormittag haben wir zusammen einen Ausflug gemacht und sind die nähere Gegend abgefahren, wo ich auch viel über die kroatische Geschichte, hauptsächlich zum Thema „Kroatienkrieg“ Krieg, gelernt habe. Den Nachtmittag war ich auf mich alleine gestellt, was ich genutzt hatte um Bilder zu bearbeiten und Berichte, sowie mein Tagebuch weiter zu schreiben.
Am nächsten Tag war auch schon wieder Abschied angesagt, mir wurden aber noch ein paar Tipps für die Reiseroute gegeben, so dass ich diese angepasst hatte. So stand jetzt Nasice für die Seen, sowie Vukovar, als neu aufgebauter Kriegsschauplatz auf dem Plan. Aber mit den Seen hatte ich nicht so viel Glück. Es ging schon auf dem Weg nach Nasice los, wo ich aufgrund der Hitze, einen Umweg zu einem Badesee in Orahovica auf mich nahm, um mich mittags im kühlen Nass zu erfrischen. Und was war? Dieser See wurde gerade erneuert. Kein Wasser, aber dafür stand ein Bagger drin.
In Nasice angekommen hatte ich die Auswahl zwischen zwei Seen auf der Karte, da mein Kollege sich nicht sicher war, welcher es war. Natürlich wählte ich den falschen aus und es handelte sich um eine Fischereianlage. Also wieder nichts mit kühlem Nass, in das ich mich werfen konnte. Dafür gab es bergeweise Moskitos, die mich schon beim Aufbauen des Zelts auffressen wollten.
Für den letzten Tag stand Vukovar auf dem Plan und mehr passierte auch nicht. Mal wieder größtenteils entlang der Straße, ohne besondere Vorkommnisse, aber mit der Hoffnung, beim Ziel etwas Interessantes zu sehen. Aber leider wurde ich wieder enttäuscht. Die Altstadt aufgrund des geschichtlichen Hintergrundes sicherlich interessant, aber meins war es nicht. Manchen könnte auch das Gedenkzentrum gefallen, aber hier war die Hauptattraktion eine Waffenschau, die mich ebenfalls kalt lässt. Darum ging es auch gleich weiter und kurz darauf in einen Walnusshain, zum Zelten. Am nächsten Tag sind es noch 20km bis nach Serbien.