Ein Auf und Ab in Serbien

Angekommen in Serbien, ging es auch erstmals so weiter, wie es in Kroatien aufgehört hat. Kein Wunder, schließlich war ich immer noch im Drautal. Die Straßen waren aber gleich merklich schlechter und an Radwege oder Platz für Radfahrer war nicht mehr zu denken. Auch das Wetter meinte es langsam aber sicher zu gut, da das Thermometer an einer Apotheke, um kurz vor elf Uhr, schon 32C angezeigt hatte. So ging es dann in brütender Hitze weiter.

Nach Sabac hieß es dann Abschied nehmen von der Drau und rein ins Inland. Und so sehr ich mich auch gefreut hatte, endlich in ein eine Landschaft zu kommen, die mehr als nur Flachland zu bieten hat, war ich nicht gerade glücklich damit – die Hitze hat mich fertig gemacht. Das zweite Problem war, die Möglichkeiten irgendwo sein Zelt aufzuschlagen, die per sé nicht vorhanden waren. Durchgehend war die Landschaft um der Hauptstraße herum bewirtschaftet.

So entschied ich mich am späten Nachmittag einen Umweg zu fahren, einer Nebenstraße durch die Pampa. Das führte zwar zu dem Problem führte, dass es unglaublich fordernde Auf- und Abpassagen gab, aber eben auch einige Vorteile. So gab es an der ländlichen Straße viele Obstbäume, an denen ich mir frische, wenn auch noch nicht ganz reife, Pfirsiche und Nektarinen pflücken konnte. Mit normalen Zeltplätzen sah es hier zwar ebenfalls schlecht aus, da auch hier weitaus mehr bewirtschaftet und privat abgesteckt war, als in den Ländern zuvor.

Glücklicherweise kam ich schon bald an einem verlassenen und teilweise zerfallenen Bauernhof vorbei, der zur Straße zwar sehr offen war, aber das war mir zu dem Zeitpunkt auch egal. Am späten Abend, als ich schon im Zelt lag, kam dann doch noch jemand und hat nach dem rechten geschaut. Nach kurzer Verständigung mit Händen und Füßen konnte ich aber die Nacht bleiben, jedenfalls hatte ich es so verstanden und er kam auch nicht mehr.

Am nächsten Morgen ging es dann wieder zurück zu Hauptstraße, da mir die Anstiege, doch etwas zu extrem wurden, egal wie viel Obst man sich dabei schnappen konnte, was ich natürlich auch noch tat. Das Wetter hielt sich auf extrem hohen Niveau und auch die Berge nahmen an dem Tag nicht ab. Nach einer kurzen Siesta in Valijevo, einer sehr militärisch geprägten und auch relativ modernen Stadt, ging es auch gleich wieder Bergauf.

Die Hügel des Vortags sollten nur ein Vorgeplänkel werden, da es jetzt erst richtig los ging – ich war im dinarischen Gebirge angekommen, das ich noch am gleichen Tag überqueren wollte. Das Problem war mal wieder der Verkehr. Die Straße war eng, kurvig und nur wenig übersichtlich. Viele der Fahrzeuge waren LKWs, die relativ Rücksichtslos in die Kurven gefahren sind und deren Panik ich in den Augen sehen konnte, als sie gemerkt hatten, dass da plötzlich ein fett beladenes Fahrrad am Straßenrand fährt und gleichzeitig ein anderer LKW entgegen kommt. Deshalb hab ich mich an der nächsten Geraden nach einer Alternativroute auf Landstraßen umgesehen – eine Entscheidung die ich noch öfter bereuen werde. Zu Beginn noch ein angenehmer, geteerter Weg, wurde kurze Zeit später eine Kies- und Schotterweg daraus und zu allem Überfluss, hatte ich mich auch noch verfahren. Aber wie es als Radfahrer halt so ist, fährt man eine bereits gefahrene Strecke nicht zurück, sondern quält sich lieber eine über 20% Steigung auf Schotterweg mit ausgewaschen Rillen schiebend hoch, als nur den Gedanken anzufassen umzudrehen.

Irgendwie hatte ich es geschafft und kurze Zeit später ging es auch schon wieder, auf einem ebensolchen weg, sehr holprig nach unten in die erste Senke. Es wurde so langsam spät, ich hatte Hunger, aber keine Lust heute noch was zu kochen. Meinem großen Glück folgend, fand sich hier auch ein einsames Restaurant, das mit seinen aushängenden Bildern große Grillgerichte versprach. Als ich schließlich saß und das erste Bier auf meinen Tisch stand, gab man mir zu verstehen, dass es hier nichts mehr zu Essen gibt, da es keine Küche mehr gab. Kurze Zeit später machte ich mich auf zum nächsten Aufstieg. Aufgrund der fortgeschrittenen Stunde waren nur noch wenige LKWs unterwegs, weshalb ich dieses Mal auf der Straße blieb, schon mit eineinhalb Augen auf der Suche nach den nächsten Campspot, da ich ziemlich fertig war. Der Aufstieg selbst war sehr angenehm zu fahren, weil er nicht steil, sondern eher lang war, aber ohne flache Stellen an einer Seite oder irgendwelchen vielversprechenden Nebenwegen. Bei der Abfahrt wurde ich dann schließlich fündig. In einer der Serpentinen war eine Art LKW Wendeplatz, mit relativ flacher Wiese dahinter, wo ich für den Tag schließlich Schluss machte.

Am nächsten Morgen war es plötzlich wieder kalt. Ein kurzer Blick auf den Wetterbericht zeigte mir, dass es heute noch Gewittern soll. Bis dahin war das Wetter aber sehr angenehm, während der Weg aber weiter anstrengend blieb.

Nach Ivanica, ging es auch mit dem Gewitter los, gerade als ich eine Pause machte. Dazu gab es tollen Hagel und richtig strömenden Regen, auch wenn das nur eine gute viertel Stunde angehalten hat und es danach nur noch normal weiter regnete. Wieder mal ausgewichen auf eine Landstraße, gab es wieder richtig schroffe Wege, wo stellenweise mehr Wasser und Schotter auf dem Weg war, als sonstiges.

Nach einer weiteren kalten Nacht, war das Wetter am kommenden Tag auch sehr angenehm, aber der Weg wie bereits gedacht sehr anspruchsvoll. Nicht nur wurde der Weg, auf loser Schotteroberfläche so steil, dass ich den Berg fast komplett hoch schieben durfte, sondern der eingezeichnete Weg auf der Karte hörte kurz vor der Spitze einfach auf. Es ging zwar ein Weg weiter, der nicht in der Karte eingezeichnet war, und auch ging dieser in eine andere Richtung, aber da ich nicht umkehren wollte, hab ich munter weiter geschoben und bin über einen längeren Umweg, wieder an der richtigen Stelle angekommen. Der Weg auf der anderen Seite herunter wurde zwar nicht besser, dafür gab es eine richtig schöne Aussicht zu genießen, was die Anstrengungen des Tages bald wieder vergessen macht.

Am Abend kam ich dann ich Navi Pazar an, ein Stadt, die landschaftlich sehr schön in den Bergen eingebettet liegt. Kurz nach der Stadt, fand ich an dem Abend Platz, auf einem LKW Rastplatz, wo ich mein Zelt aufschlug, um am nächsten Morgen fit zu sein für den letzten Aufstieg und den letzten 20km bis nach Kosovo. Hier kam es dann zum erstem Mal zu einer Lautstärke, die mir fast den Schlafgeraubt hätte. Genau in dieser Nacht fuhr ein Autokorso aus Supersportwagen am Rastplatz vorbei und die mussten natürlich zeigen was sie drauf haben. Idioten!

Auf dieser letzten Strecke hat mich Serbien noch einmal richtig überrascht, wie schön das Land doch sein kann. Nach der letzten Abfahrt, kam ich am Ibar Stausee an. Mitten in den Bergen gelegen streckt sich der See sehr lange der Straße entlang und bietet einen wunderschönen Anblick.

Mit solch guter Laune und Vorzeichen kam ich dann im Kosovo an.