Die Zeit in Oberpinzgau

Den ersten Tag auf dem Campingplatz hab ich erholend im Zelt, unter der Dusche, mit ein paar Dosen Bier und dem weiteren Genuss der Bücher verbracht. Schließlich hat auch der zweite Teil der Mistborn Trilogie sein Ende gefunden und ich konnte an dem Tag in Ruhe und Frieden einschlafen.

Beim Gespräch am Tag zuvor, war sich die Frau vom Campingplatz ganz sicher, dass sich heute der Regen verziehen wird und der Sonne platz macht. Darum, als elendiger Frühaufsteher, war ich schon wieder mal um sechs wach, hab mich soweit fertig gemacht um schließlich im noch trockenen, aber stark bewölkten Wetter loszufahren. Ziel heute war der Wildkogel, auf 2100m. Nach den ersten 200 Höhenmetern auf dem Singletrail, fing es das Regnen an und somit auch die Probleme des Tages. Zwar hatte ich an die Regenjacke gedacht und im Zelt zum einpacken bereit gelegt, aber da lag sie nun immer noch. Aber es sollte ja aufklären und eben war mir, trotz der nur 8C°, aufgrund der Anstrengung, richtig warm.


Den eigentlichen Plan, den Singetrail bis nach oben zu fahren, bin ich dann ausgewichen, da dieser immer problematischer für meine Schutzbleche wurde und ich mit den Reifen auch nicht genügend Grip hatte, um Steigung, zusammen mit den Bodenbegebenheiten hochfahren zu können. Zum Glück gabs als Ausweichstrecke den Versorgungsweg, der als fester Kiesweg, steil bis nach oben ging. Schön, auch wenn nicht viel zu sehen war, da ich inzwischen in den Wolken angekommen bin. Irgendwie hatte ich da noch den Traum, irgendwann von der Spitze dann über den Wolken zu stehen…


So ziemlich das Gegenteil war der Fall. Auf 1600m ist mir so langsam gewahr geworden, dass da nicht nur Regen, sondern auch kleine weiße Flecken mit runter stürzten. Ich konnte es mir ab dem Zeitpunkt schon denken und keine viertel Stunde später fuhr ich durch einen milden Schneeschauer, der auf über 2000m zum kaskadenartigen Schneesturm wurde.

Jetzt noch schnell ein Bild machen und dann rein in die Stube und erst einmal aufwärmen bei einem heißen Tee. Schließlich hatte es draußen nur noch 1C° und zusammen mit dem Wind und der Kälte war es echt unangenehm. Da das fotografieren aufgrund der kalten Finger länger gedauert hat wie gedacht, ohne dass das Ergebnis zufriedenstellend war, war ich ziemlich ausgekühlt.
Nur war die Stube bei der Gondelstation geschlossen. Ich hatte zwar vorher geschaut, aber was ich gesehen hatte war nur der Lift der offen hat, die dazugehörige Hütte eröffnet erst nächste Woche. Es waren aber ja zum Glück noch drei Hütten in nächster Nähe. Also erst mal die warmen Handschuhe über die Fahrradhandschuhe ziehen und… oh… es fehlt einer… Oh man Marcus du Depp!


Also schnell und frierend weiter zu den nächsten Hütten und siehe da, meinen heutigen Glück folgend, waren auch diese geschlossen. Zum Glück hatte ich zumindest einen warmen Fleecepulli nicht vergessen. Darum hieß es jetzt erst einmal ausziehen, den Pulli als unterste Schicht und der Rest wieder drüber, den Schlauchschal und den Beanie, die ich immer einstecken habe über Gesicht und Kopf und dann ab nach unten.



Obwohl die getroffenen Maßnahmen wirklich gut getan hatten, was das „überleben“ der Abfahrt angeht, bin ich völlig ausgekühlt in Neukirchen angekommen. Gott sei Dank bin ich auch gleich an einem geöffneten Gasthaus vorbeigefahren, was in Österreich, zwischen Ostern und Pfingsten wahrlich eine Seltenheit ist und bin gleich eingekehrt. Hier hat sich mal wieder gezeigt, dass auch negative Ereignisse auch seine Vorteile mit sich bringen. Anstatt in einem touristisch geprägten Restaurant zu kommen, war ich hier in einem Haus, in dem eigentlich nur Einheimische verkehren. Das macht es jetzt nicht nur etwas billiger, sonder das Essen schmeckt auch weitaus besser und die ganze Atmosphäre ist eine ganz eine andere. Wer also in der Gegend ist, der „Pferdestall“ in Neukirchen, nur zu empfehlen.

Später auf dem Campingplatz gabs dann nur noch eine heiße Dusche und dann ab in den Schlafsack, sowie aufklärendes Wetter..

Nach dem kalten Ritt auf den Wilden Kogel, ging es am nächsten Tag auch gleich weiter. Das Ziel hieß, Obersulzbachtal. Als fauler Kartenleser, war das auf den ersten Blick ein langer, wenn auch nicht sonderlich steiler Anstieg. Weit getäuscht. Der gefühlt größte Teil der Strecke machte einen Bereich aus, der durchgehend mit über 15%, bis 20% Steigung hinauf führte. Zum Gück war ich an dem Morgen so schlau und ab erst mal das Wetter abgewartet und was für ein Glück ich hatte, Sonnenschein. Ein wirklich unglaublich tolles Wetter, mit einzelnen Wolken die um die Bergspitzen gehuscht sind und Schnee wie Puderzucker verteilt haben. Beim Blick nach hinten hätte mich nur fast der Schlag getroffen. Der Wildkogel, in Wolken gehüllt, die Spitze aber im vollsten Sonnenschein. So viel zu meinen Traum vom Tag davor.


Dennoch war es mal wieder ein sehr schöner Anstieg mit absolut wundervollen Wetter. Kurz vor Ende hatten die Wolken zwar nochmal dicht gemacht, aber das war mir dann egal. Ich muss auch zugeben, dass mir der Kogel noch in den Beinen hing. Den letzten Anstieg, von der Postalm bis zum Ende des Radwegs, knapp 230m Höher, musste ich mich wirklich zusammenreißen nicht umzudrehen. Dennoch geschafft. Zur Belohnung gab es dann eine deftige Brotzeit, frisches Bier und eine ganz nette Almwirtin mit Mann in der Postalm. Die Abfahrt war zwar kurz, aber aufgrund von wenig Menschen auf dem Weg auch sehr rasant. Man hatte ich meinen Spaß bergab. Als ich dann kurz vorm Campingplatz war ist mir aufgefallen, dass mein Spiegel bei der Abfahrt verloren gegangen ist. Aber jetzt nochmal hochfahren?… Nope! Nachdem am nächsten Tag wieder mal Regen und Gewitter gemeldet war, sollte es eigentlich ein Ruhetag werden. Mittags nochmal zum Pferdestall und lecker gegessen. Das Wetter spielte jedoch nicht mit und ich hatte bestes Wetter.

Also wollte ich wenigstens nochmal nach dem Spiegel schauen. Gesagt getan, ging es los. Aber mit zwei Bier in den Beinen trampelt es sich so schlecht das ich echt keine Lust hatte. Nach dem ich den Einstieg gemeistert hatte, kurz bevor der steile Part anfängt, ist mir ein Wanderpäärchen entgegen gekommen und ich hatte den Entschluss gefasst, haben die nichts gesehen, dreh ich um. Die Steigung tu ich mir heute nicht mehr an. Es waren zwei ganz nette Menschen, aber die hatten nichts gesehen. Dennoch kam ich nicht umhin mit ihnen ein kurzes Gespräch anzufangen und während wir so plauderten, stand mit plötzlich der Mund offen und mein Zeigefinger reckte sich langsam in die Höhe, genau zwischen den beiden durch. Am Straßenrand, in einem Haufen von Ästchen und sonstigen Waldunrat, schaute ein Stückchen einer schwarzen Stange hervor. Mein Spiegel. Weder beim Fahren hoch, noch runter, hätte ich den gefunden. Hätte ich mit den beiden kein Gespräch an genau der Stelle angefangen, wäre er verschwunden geblieben. Manchmal gibt es echt krasse Zufälle.



Das letzte Ziel bei Krimml war ein mir altbekanntes, das Krimmler Achental. Im Grunde flott hoch, gut gegessen und auch flott wieder zurück. Ohne jegliches Bedürfnis auch nur ein Foto zu schießen, sondern einfach mal genießen. Auch ohne Foto muss ich sagen, da oben ist es wunderschön und kann ich nur jede empfehlen. Zum Radfahren aber doch eher das Obersulzbachtal, da im Achental so viel Tourismus ist, das gerade die Abfahrt wirklich keinen Spaß durch die ganzen Fußgänger macht, die auch bei penetrantesten Klingeln nicht zur Seite gehen.



Heute hab ich dann das letzte Buch der Mistborn Trilogie zu Ende gelesen. Fehlt nur noch Stehpen Kings „The Stand“, mit 12** Seiten und knapp einem Kilo Eigengewicht. Am zumindest hab ich seit Beginn schon 2,1kg am Büchern eingespart. Der restliche Tag war Pflege vom Rad und ein unbeabsichtigter, kleiner, aber dennoch effektiver Tritt auf meine Sonnenbrille Hooray!