Überraschend schönes Bulgarien

Am nächsten Morgen lachte auch gleich wieder die Sonne. So ging es bei tollen Wetter durch Hadzhidimovo und weiter Richtung Dospat. Da das Wetter so toll mitspielte und ich, aufgrund der schon wieder vielen Anstiege, einen Grund suchte eine Pause zu machen, stoppte ich bei einer der vielen vorhandenen Rastplätzen und wusch erst einmal meine Wäsche, was mal wieder dringend nötig war…

Während sich die zu fahrenden Höhenmeter weiter hielten, machte das Wetter am Nachmittag einen leichten Umschwung und aus klarstem Sonnenschein bei knapp 30°C wurde trübes Wetter, mit vereinzelten Schauern bei gut 15°C. So wie ich mir das gedacht hatte, ist es schließlich auch gekommen: Wenn man einen Unterstand benötigt, ist plötzlich keiner mehr da. Aber das machte nichts, schließlich hatte ich meine Regenausrüstung nicht umsonst dabei. Aber nachdem ich diese herausgekramt und angezogen hatte, hörte der Regen auch wieder auf.

In Dospat wurde es noch einmal so richtig steil. Da es aber schon spät wurde, machte ich noch schnell ein paar Besorgungen, inklusive einer kleinen Flasche Schnaps zum Aufwärmen und schlug kurz nach der Ortschaft, auf einer Wiese hinter einem Rastplatz, mein Zeltlager auf. Eigentlich richtig toll gelegen, wurde die Nacht dennoch ziemlich schlaflos, da die benachbarten Hunde richtige Konzertfans waren und die Nacht durchgefeiert haben… 

Borino

Nach einem gemütlichen Frühstück, mit mehrpfötiger Begleitung, ging es am nächsten Morgen weiter. Der Morgen und die Strecke dehnten sich gewaltig, auch, weil das Wetter einfach nicht aufklären wollte. Am nächsten Pass angekommen, hatte ich nochmal kurz Aussicht auf die in den Bergen liegende Ortschaft Devin, vor der ich aber in eine andere Richtung abbiegen werde. Mein Weg führte mich stattdessen in das historische und touristisch stark erschlossene Dörfchen Shiroka Laka und von dort aus auf den Weg zum nächsten Pass, um weiter nach Smolyan zu kommen. 

Dieser Aufstieg war echt schön, mit vielen kleinen Kapellen an und neben der Straße. Man merkte auch, dass es sich hier um ein Skigebiet handelt, mit den ganzen leerstehenden Hotels und Lifts, an denen ich vorbei gefahren bin. Die tolle Aussicht, zusammen mit dem zwischenzeitlich besserem Wetter, ließ die Laune wieder steigen, zumindest bis ich am Bergrücken angekommen bin.

In Serpentinen ging es wieder bergab, begleitet von, mit quietschenden Reifen überholende Autos, die erst lange Zeit hinter einem her fahren und nachdem sie das Kunstmanöver des Überholens endlich geschafft haben, einem ständig vor der Nase herumkriechen. Das ist ein echter Nervfaktor, so dass selbst eine tolle Bergabstrecke zur Tortur wird. 

In Smolyan angekommen, wurde es dann aber auch schon langsam wieder dunkel und eigentlich war der Plan, mal wieder in einem Hostel zu nächtigen. Da ich aber auf die Schnelle nichts gefunden hatte, ging es dann dennoch weiter. 

Immer wieder leichte Regenschauer, die einsetzende Dämmerung, die schmalen Straßen, die sich in Serpentinen den Berg hoch schlängeln, sowie meine müden Beine wollten mich überzeugen, dass ich schnellstmöglich einen Platz für die Nacht finde. Aber so wie es auf der einen Seite der Straße steil bergauf ging, ging es auf der anderen Seite bergab. So ging es dann noch knapp 16km und 450hm weiter, bis ich schließlich ein eingefallenes Haus am Straßenrand bemerkte, wo nur noch die Außenmauern standen, der Innenraum aber frei geräumt war. Auch wenn sich ein leichter Geruch von Ammoniak bemerkbar gemacht hat, schlug ich hier mein Zelt auf und blieb auch für die Nacht. Dieses Mal war es aber, trotz der Nähe zur Straße, wirklich erholsam 🙂

Aufwachen bei klarem Himmel, mit toller Aussicht auf einen unter einem liegenden Nebel und leichten Ammoniak-Düften in der Nase, was gibt es schöneres. Ohne Schmarrn, aber nach einem, vom Wetter her durchwachsenen Tag, gibt einem eine solche Sicht am nächsten Morgen ein echt tolles Gefühl in der Magengegend. Das einzig beunruhigende war, die kommende Route führte mich hinunter in den Nebel, dabei war es auch so schon ziemlich frisch. 

Die Angst war aber unbegründet, der morgendliche Nebel war schön anzuschauen und löste sich kurze Zeit darauf auch gleich wieder auf. Nur musste ich zum ersten Mal seit Österreich meine leichten Handschuhe wieder anziehen.

So ging es dann von Rudozem, am Fluss entlang weiter Richtung Madan und den nächsten Berg hinauf. Hier muss ich zugeben, dass ich an den Aufstieg so gut wie keine Erinnerungen mehr habe, was also nichts besonderes war. Woran ich mich aber erinnern kann, war der leere Magen, der unbedingt nach etwas Essen verlangte. Glücklicherweise war laut Karte ein Restaurant genau an der Bergkuppe und dort wollte ich mein Verlangen stillen. Dummerweise machte das Restaurant erst genau zwei Stunden nach meiner Ankunft auf. Solange wollte ich aber nicht warten und ab hier ging es wieder bergab. Aber zumindest war hier ein schöner Platz mit Aussicht, wo ich mich etwas erholen konnte.

In Zlatograd angekommen, reute es aber schon wieder meinen Geldbeutel, mehr als nötig für Essen auszugeben und so war ich anstatt im Restaurant im nächsten Discounter und deckte mich mit Obst und Gemüse ein.

Um ganz ehrlich zu sein, arg viel mehr ist in Bulgarien auch nicht mehr passiert. An diesem Abend wurde ich noch von einem Schwarm Bremsen von meinem Schlafplatz verjagt und am nächsten Tag musste ich, aufgrund von Straßensperren, auf der großen, geraden und öden Bundesstraße, weiter bis nach Momchilgrad fahren, was mir mal gar nicht getaugt hat. Von dort aus ging es dann bergig weiter, bis nach Krumovgrad, wo ich auch kurz darauf mein letztes Nachtlager in Bulgarien aufgeschlagen hatte. 

Hier fiel mir auf, wie sehr sich die Landschaft seit Krumovgrad verändert hat. Statt saftigem grünen Wiesen und Wäldern, war alles plötzlich mehr Steppenhaft verdorrt und nur wenig bewachsen. Dafür gab es aber wieder mehr Obstbäume, wo ich mich auch gleich bedient habe.

Anschließend stand noch ein kurzer Abschnitt Griechenland vor mir, bis es weiter in die Türkei ging. Der bevorstehende Grenzübergang nach Griechenland verlief dabei ganz antiklimaktisch, ohne dass ich da direkt den Finger drauf legen kann, warum. Jedenfalls waren die Grenzbeamten ganz seltsam und ich bin mit ihnen nicht warm geworden. 

Ab hier würde ich empfehlen, den EuroVelo nicht mehr weiter zu folgen und stattdessen der langweiligen Straße entlang zu fahren. Der Rad-/Feldweg ist zwar weitaus interessanter, jedoch aufgrund halb eingestürzter Brücken, extrem groben Schotter und Tiefschlammpassagen, für Tourenräder nicht wirklich zu empfehlen. 

In Rizia angekommen war es soweit, ich wollte mich nun endlich von meinem letzten europäischen Münzgeld verabschieden. Darum gab es erstmal lecker Essen im Imbiss ΧΟΝΤΡΟΣ ΚΑΙ ΛΙΓΝΟΣ, wo ich natürlich letztendlich eingeladen wurde und mit genauso viel Kleingeld hinaus, wie auch schon hinein ging. 

Letztendlich hielt ich noch bei einem kleinen Supermarkt und da ich schon einen vollen Magen und noch vollere Taschen mit Obst und Gemüse hatte, verwöhnte ich mich hier mit Bier, Cola, Eiscreme und Schokolade 😄 

Keine 15 Minuten später stand ich an der Grenze zur Türkei.