Ich war wirklich froh wieder in Albanien zu sein. Kaum im Hafen eingelaufen, sah ich plötzlich ein Piratenschiff und musste zugeben, dass mir damit eine Überfahrt viel lieber gewesen wäre.
Die Nacht auf der Fähre war jedenfalls ziemlich unangenehm, da es sehr überfüllt war und ich aus dem Grund versucht hatte, auf dem Oberdeck zu schlafen. Dazu kam, dass sich die zehn Tage ohne Pause und vielen Kilometern in den Beinen bemerkbar machten und ich somit entschied, erst einmal im Backpacker Hostel der Stadt Vlora für eine Nacht zu bleiben. Ein sehr kleines aber auch sehr freundliches Hostel, das ich für Puristen wie mich nur empfehlen kann.
Da ich dachte, dass die Etappe in Albanien etwas länger dauert, habe ich mich auch gleich noch mit einer neuen Sim-Karte versorgt, die aber für die restliche Zeit in Albanien nur Probleme machte, da sie sich ständig aus dem Netz ab- und wieder angemeldet hat. Auch wollte ich in Vlora, nach der letzten leckeren Erfahrung, wieder albanisch Essen gehen, was aber ein absoluter Reinfall war. Nicht nur war es viel zu teuer, auch geschmacklich war es kein Vergleich zu dem Gasthaus, in dem ich mit Hans war.
Im Hostel selbst hab ich wieder viele Bekanntschaften aus aller Welt geknüpft und dabei besonders im Gedächtnis geblieben ist mir ein anderer Radreisender aus Nordmazedonien. Neben vielen schönen Gesprächen klagte er häufig über seinen Pass und wie er damit in vielen Ländern der Welt keinen Einlass bekommt. Da merkt man erst wieder, wie privilegiert wir alleine deshalb sind, weil wir im richtigen Land geboren wurden.
Irgendwann ging es dann wieder auf die Straße zurück und ich machte mich auf den Weg weiter Richtung Griechenland. Davor musste ich erst einmal meine Vorräte wieder auffüllen und hielt an einem kleinen Laden an. Nach dem Einkaufen fiel mir auf, dass an der Laterne, wo ich mein Rad abgestellt hatte, Minze und Basilikum wuchs. Da hab ich mich natürlich gleich bedient.
Die ersten Kilometer verliefen relativ ereignislos, da es auf der Hauptstraße nur geradeaus ging und auch die Landschaft keine besonderen Eindrücke hinterlassen hat. Schöner wurde es dann erst wieder ab dem Bereich Memaliaj. Als ich kurz nach Tepelene auf eine Straße abbog, die durch eine wunderschöne Berglandschaft führte, traf ich auf einen einsamen Wanderer, der sich als Thair Abud vorstellte. Er ist schon seit Jahren zu Fuß unterwegs, vom Nordkap bis zum Kap der guten Hoffnung und lässt sich dabei alle Zeit der Welt, um es auch wirklich zu genießen. Ein wirklich toller Typ, den ich hoffentlich mal wieder treffe.
Der Rest von Albanien hinterließ wieder eine beeindruckende Landschaft und unglaublich gastfreundliche Menschen in meinem Gedächtnis zurück. Und schneller als ich schauen konnte, war ich plötzlich an der Grenze zu Griechenland.