Angekommen in Griechenland musste ich mich erst einmal der Tatsache stellen, dass es jetzt sehr bergig werden sollte. Eigentlich habe ich immer gerne Berge beim Fahren mitgenommen, aber nach der Zeit unter der brennenden Sonne Süditaliens, ist mir die Lust darauf vergangen.
Es ging auch gleich richtig los. Unter praller Sonne ging es von Konitsa aus weiter Richtung Neapoli. Hier muss ich auch gleich zugeben, dass ich nicht wirklich weit gekommen bin. Nach den ersten paar Serpentinen hinter Konitsa, musste ich erst einmal eine verlängerte Mittagspause und ein Mittagsschläfchen einlegen. Als es dann, schon kurz vor vier, etwas angenehmer wurde, quälte ich mich schließlich weiter.
Aber auch nach mehrstündiger Pause fehlte mir die Motivation für die Höhenmeter und so suchte ich schon direkt nach dem Weiterfahren, nach einer Stelle, wo ich mein Zelt aufstellen könnte. Ich hätte sogar einige gefunden, aber ich habe es nicht über mich gebracht, so schnell aufzugeben.
So trudelte ich noch über den Bergrücken auf die andere Seite, aber dann war Schluss und ich baute mein Zelt, geschlagen, in einem Flussbett auf.
Am nächsten Morgen, zog ich mein Frühstück genüsslich in die Länge, hatte ich doch nicht wirklich Lust auf die nächsten Höhenmeter. Frisch zusammengepackt und aufs Rad gesetzt, änderte sich die Stimmung aber. Nicht nur ging es nicht steil, sondern eher gemütlich nach oben, sondern auch die Sicht auf die Berge hatte langsam aber sicher wieder die Lust nach mehr entfacht und das Trampeln in den Bergen machte mir mit jedem Tritt wieder mehr Freude.
Mittags bin ich dann in Eptachori angekommen, einem kleinen, romantisch verschlafenen Dorf mitten in den Bergen. Eigentlich wollte ich nur etwas Brot einkaufen, jedoch hatte der Bäcker nur Dienstag und Donnerstag geöffnet, so dass mir nur eine kleine Wirtschaft übrig blieb. Da mein Proviant auch allgemein ziemlich knapp war, gab es heute zur Abwechslung mal griechischen Salat, mit Wurst und Brot. Ein richtig leckeres und kräftigendes Essen für relativ kleines Geld. Dazu gab es noch alle möglichen anderen Gäste, die mir ihre Deutschkenntnisse vorführen wollten und auch sonst allerhand Fragen bezüglich meiner Reise hatten.
Als ich gerade weiterfahren wollte, hielt mich die Nachbarin an, ob ich denn ein paar Pflaumen möchte. Da sag ich natürlich nicht nein. Sie erzählte mir noch, dass sie ihren Garten eigentlich für ihre Kinder, die jetzt in einer Stadt leben, pflegt, aber sie kommen nicht mehr zu Besuch. Im Grunde gut für mich, denn so gab es nicht nur genannte Pflaumen, sondern auch noch allerlei Gemüse obendrauf. Für Abendessen war also gesorgt
Nach Eptachori ging es erst einmal wieder sehr steil weiter, wurde aber auch gleich mit einem tollen Ausblick belohnt. Die Strecke wurde anschließend aber nicht keinesfalls flacher, sondern ging immer wieder steil hoch oder runter. Am Tag zuvor hätte ich sicherlich schon nach den ersten Steigungen keine Lust mehr gehabt, aber mit der tollen Aussicht, die mir geboten wurde, konnte ich nicht anders als immer weiter trampeln.
Unterwegs kam ich nicht nur an vielen kleinen und idyllischen Ortschaften vorbei, auch waren immer wieder kleine Kapellen am Wegesrand, bei denen man auch frisches Trinkwasser auffüllen konnte. Auch viele freilaufende Pferde habe ich unterwegs gesehen und eine Herde davon habe ich ungewollt, sicher drei Kilometer vor mir her getrieben.
Bei einer kurzen Pause, als ich gerade eine kleine Herde Pferde fotografieren wollte, kam von hinten ein Hund angeschlichen und erschrak mich fast zu Tode, als er meine Wade angeleckt hat, während mein Auge rein auf den Sucher konzentriert war.
Am Abend schlug ich dann mein Zelt an einem wirklich unglaublich schönen Platz, mit Sicht auf den Petra und den Tsourgiakas auf.
Am nächsten Tag wurde es wieder flacher, was mir schon wieder nicht mehr so gefallen hat. Aber es kam richtig Hoffnung auf, als sich aus dem Westen ein Tiefdruckgebiet, mit viel Regen angenähert hat und ich mich auf eine schöne kalte Dusche gefreut hatte. Nur kam der Regen nie bei mir an und die Schlechtwetterfront zog an mir vorbei nach Süden.
Auch die Nacht wurde nicht so schön wie die Nacht zuvor. Da ich lange keinen geeigneten Platz fand, schlug ich mein Zelt bei Kila, nahe der Autobahnauffahrt, auf. Und des Nachts kam noch eine Gruppe Hunde zu Besuch, die mir mein Frühstück geklaut haben und mich am nächsten Morgen ganz unschuldig anschauten.
Der folgende Tag stand vollends im Zeichen des Aufstiegs. So ging es, von Polymylos aus über den Kastanea Pass, nach Veria. Ein wirklich schön zu fahrender Pass mit einer wirklich tollen Aussicht. Leider hatte ich mal wieder kein sehr klares, sondern eher dunstiges Wetter gehabt.
Veria war eine sehr schöne Stadt, mir aber viel zu heiß, um mich weiter umzuschauen. Als ich die Stadt gerade verlassen wollte und nur noch meinen Benzinkocher an einer Tankstelle auffüllen wollte, drückt mir der Tankstellenwart plötzlich eine Tüte voller Obst in die Hand. Ich war völlig baff.
Ab hier begann für mich aber dennoch der weniger schöne Teil Griechenlands. Die weitere Route ging nicht nur schrecklich öde an der Autobahn und einem begradigten Fluss entlang, sondern es gab auch nichts mehr zu sehen. Felder links uns Rechts, keine Berge, immer gleiche wirkende Dörfer, das war einfach nichts für mich.
Noch vor Thessaloniki traf ich, im Zelt mitten im Acker liegend, den Entschluss, nach einer anderen Route zu schauen. Nach einem kurzen Blick auf die Karte war diese auch gefunden. Anstatt also geradeaus durch Thessaloniki und auf den direkten Weg in die Türkei, wollte ich einen Schlenker durch Bulgarien machen. Der Grund waren einerseits die Berge, die ich wieder ins Herz geschlossen hatte, sowie der EuroVelo 13, der mir gleichzeitig noch ein angenehmes und unbeschwertes Reise versprach.
Gesagt, getan, ging es weiter nach Thessaloniki und aufgrund des enormen Verkehrsaufkommens, auch so schnell wie möglich wieder hinaus und schnurstracks nach Norden.
Als ich schließlich bei Drymos einen richtig gut gelegenen Campspot mit guter Aussicht fand, war ich mir sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Jedoch wurde meine Nachtruhe des Öfteren gestört, da dies anscheinend ein sehr beliebter romantischer Platz für junge Pärchen zu sein scheint. So hatte ich des Nachts immer wieder Autos, die keine 20m entfernt parkten, aber aufgrund der Hügelkuppe außerhalb der Sichtweite stehen blieben und äußerst seltsame Geräusche zu hipper Musik machten.
Trotz dieser unruhigen Nacht war Griechenland wieder ein sehr schönes Fleckchen Erde auf meiner Reise, mit wirklich wundervollen Menschen, wobei mir gerade die bergige Region sehr gefallen hat.